Gessnerallee
Zürich

Ort des Lernens
Vermittlung, in Zusammenhang mit zeitgenössischer Bühnenkunst, heisst für uns, den Ort dieser Bühnenkunst als Ort des selbstbestimmten Lernens ernst zu nehmen. Dabei geht es nicht primär darum über die Kunst etwas zu lernen, sondern mit Blick auf die Kunst und durch die Kunst sich fragend, reflektierend und kritisierend der Welt zu stellen. Gelungene performative Kunst ist nicht diejenige, die restlos verstanden wird oder erklärt werden kann (oder sollte). Wir bieten einen Raum, in dem das Fragen nach dem Gelingen von Kunst, in ein fruchtbares (Streit-)Gespräch über unser Eingebettetsein in der Welt mündet. Solche Erfahrungen der Begegnung zu ermöglichen – mit einander und mit der Kunst – und die Reflexion darüber, ist unsere Aufgabe. In diesem Sinne, richtet sich das Vermittlungsangebot der Gessnerallee an alle, die gerne lernen, jedoch ungern unterrichtet werden.

Ort des Zweifelns
Vermittlung heisst auch die Bühnenkunst und ihre Orte und Institutionen als gesellschaftlich eingeschriebene und historisch gewachsene Formen zu befragen und ihr So-sein kritisch zu reflektieren. Wir wollen mit Ihnen das Gezeigte nicht nur als Gezeigtes reflektieren, sondern gemeinsam auch die Bedingungen, die das Zeigen möglich machen, befragen. Dabei ist unser Ziel, gemeinsam mit der heterogenen Gemeinschaft der Stadtnutzer_innen das „Cui bono?“ zeitgenössischer Bühnenkunst und ihrer urbanen Institutionen (bzw. die Frage wem und wie nützt das denn überhaupt?) zu re-evaluieren und das Unwahrscheinliche und Andere in die Produktionsstätten der Kunst zurück zu tragen. In diesem Sinne, richtet sich das Vermittlungangebot der Gessnerallee an alle, die sich gerne mit den Künsten auseinandersetzen, aber ungern nicht sicher sein wollen, wem die Kunst denn gehört.

Ort des Entwerfens
Das Vermittlungsangebot der Gessnerallee ist somit einem doppelten Anspruch verpflichtet: Einerseits möglichst Vielen den Zugang zu zeitgenössischer Bühnekunst zu erleichtern und gleichzeitig die gesellschaftlichen und institutionellen Bedingungen ihrer Entstehung und Ausstellung zu reflektieren.

Damit dieser Wurf gelingen kann, gestalten wir Räume, in denen Stadtnutzer_innen, Bühnenkünste und Institution in einen offenen Dialog treten können, in dem nicht klar ist wer eigentlich wem was zu sagen hat. Räume, in denen Neues entworfen werden kann. Die Gesprächsformate, Begegnungen, Workshops, Try-Outs, Kollaborationen, Experimente und unwahrscheinliche (künstlerische) Artikulationen an der Gessnerallee bereiten den Boden, um sich fragend, anregend und gestaltend – theoretisch wie praktisch – mit zeitgenössischer Bühnenkunst auseinanderzusetzen und deren Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen zu reflektieren und zu hinterfragen. Letztendlich, ist alledem das Streben eingeschrieben, ein Ort zu sein, an dem nicht nur neue Möglichkeiten von Kunst entworfen werden, sondern ein Ort zu sein, an dem auch neue Möglichkeiten von Welt entworfen werden.