Gessnerallee
Zürich


White Window

Performance fürs Netz

White Window, das sind einmalige Performances, geprobt und aufgeführt in einem kleinen White Cube im Nordflügel der Gessnerallee, sichtbar nur live und nur im Netz. Aus dem Theater per Kamera und Live-Stream kommt die Aufführung direkt zu Ihnen nach Hause, ins Büro, ins Tram, das Hotelzimmer. Für alle, die es zu selten zu uns schaffen oder denen der Weg bisher zu weit war – jetzt gibt es keine Ausrede mehr. 

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White Window #3
Trans:plant Y - in and out the white window but always with you
Émilia Giudicelli
15 März 2018 / 19.00 / Livestream

Der White Cube hat sich verwandelt und ist über und über mit anamorphen Verpflanzungen zugewuchert. Es hat 13 Tage gedauert bis diese Population vom Wald in die Stadt gewandert ist um dort ihre vegetative Präsenz zu etablieren. Ein Ökosystem aus Pflanzen, Bildern und Bakterien hat sich hier niedergelassen. Auch wenn man den Wald als den Ort für psychische Verdammnis betrachtet, führt doch die Wildniss zu pflanzlichen Spuren, Ahnungen, Abbildungen und intelligentem Verhalten.

Vom 03. - 15. April nimmt der Mond bis zur vollständigen Dunkelheit ab.
Darum ist auch der White Cube schwarz. Nur kleine Lichtinseln lassen vergessene Steine und Mythologien erahnen. Schon bald öffnen sich Papierblätter wie die Blätter einer Pflanze und kreisen im vitalen Wandel. Und wir, die Zuschauer*innen, osszilieren in und aus dem phytosozialen Nukleus des «Weissen Fensters».

Transplant:Y ist eine Langzeitrecherche, bei der die Unterscheidung von Natur und Stadt verwischt und auf das Potential pflanzlicher Intelligenz vertraut wird. Das Projekt wurde bisher durch Labore, Gesprächen mit Gästen, Ikonographien, Walks und Heilmethoden geteilt und veröffentlicht.

Von Émilia Giudicelli gemeinsam mit Grégoire Paultre Negel und Kollaborateur_innen
Eine Produktion von Institute for Micro-utopian Practices in Koproduktion mit Gessnerallee Zürich
Dank Stadt Zürich Kultur, Pro Helvetia (YAA)

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White Window #2:
«the seeing mouth, distractivity and dancing algorithms»
Lucie Tuma
14 Januar 2018 / 20.00 / Livestream

Ein Sonntagabend mit nicht mehr Rausgehen, ein Hängenbleiben im Wohnzimmer, im Tanzstudio, ein Bildschirmschoner für 77 Minuten, alleine zusammen sein in digitaler Sozalität. Ganz alleine zusammen. Und vielleicht, wenn du zukuckst und das hier Theater ist, dann sind wir ganz zusammen beim Alleinsein. Anonyme Grosszügigkeit. Darin werden zwei Entitäten gechannelt: Lucie Tuma dient als Medium für Amber Tardis, feministische sci-fi Feng Shui Meisterin aus einer Welt, wo keine Zeit existiert, und die 13-jährige Rapperin Lynx Lucy aka MoMustang aka SouNAtural.
In den letzten 24 Stunden vor und während der Show wird sie von atemberaubenden Tänzerinnen und freundlichen Gästen besucht: Aga Pedziwiatr, Dina Khuseyn & Juliette Uzor @ AND a 1 – 2 – 4 – 5 – 7 – 11 – 13 helfen, den messerscharfen Fokus der omnipräsenten Linse und ihre standardisierenden Protokolle qua intentionaler Nicht-Intentionalität zu verwischen – ein sich sanft entziehender Rausch der Absorption macht sich unaufgeregt aber hingebungsvoll über die Materialität des Immateriellen her.

Die Arbeiten der Tänzerin und Choreografin Lucie Tuma generieren Ökologien der Aufmerksamkeit in den immateriellen Welten von Zeiten, denen es an Zeit mangelt. Dies produziert Tanzarbeiten, Bücher, zeit-basierte Skulpturen, Seminare, Séancen und Musik sowie gross angelegte Stücke für den Theaterraum und/oder für spezifische Räume der Bildenden Kunst. Ab und zu entwickelt sie nutzerfreundliche low key Formate deren Settings über Alltagstechnologien operieren.
Im Rahmen von #White Window hat sie das erste Mal eine live-stream Situation erarbeitet und das ist nur der Anfang. Vielen Dank an Caroline Palla für Fotografie und Wandkleistern sowie extra Merci dieses Mal an Gessnerallee & Vinz Dittli <3

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White Window #01:
Beethoven / Neunte
Nils Amadeus Lange
22 Januar 2017 / 18.00 / Livestream


Beethoven kreierte mit der 9. Symphonie im Jahr 1824 eine Hymne der Brüderlichkeit. Knapp 150 Jahre später entschied der Europarat, den Schlusssatz jener Symphonie als eigene Hymne anzuerkennen. Angesichts geschlossener Grenzen, austretender EU-Staaten und Fremdenfeindlichkeit widersprechen Beethovens Neunte und die Europahymne heute wie damals dem politischen Umfeld in Europa. Die intendierte Brüderlichkeit wird zur Feindseligkeit.

Nils Amadeus Lange setzt diesen Entwicklungen eine Choreografie der Gleichberechtigung und Demokratie entgegen. Per Live-Stream ist sie für jeden und jede erleb- und erlernbar.

Eine Produktion von Gessnerallee Zürich
Unterstützt im Rahmen des Projekts «Kunstlabor Nordflügel» durch Ernst Göhner Stiftung und Georg und Bertha Schwyzer-Winiker-Stiftung