Gessnerallee
Zürich

Mehr-Informationen zur Theaterperformance «Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1 & 2» von Rimini Protokoll, das am 24. und 25. Oktober an der Gessnerallee gastiert.

„Mein Kampf ist kein gefährliches Buch. Mein Kampf ist eine historische Quelle. Und diese Quelle muss man angesichts ihrer historischen Bedeutung einordnen, diskutieren und kommentieren.“
Magnus Brechtken, stv. Direktor Institut für Zeitgeschichte München
(http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/redezeit/magnusbrechtken100.html)

„Das Buch ist in jeder Hinsicht misslungen. Voller Fehler, schlecht geschrieben, unterirdisch lektoriert. Aber man muss es ernst nehmen. … Das Werk appelliert ja vor allem an die Emotionen, an Angst, an Hass.“ Christian Hartmann, Historiker http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43231/Hitler-zu-widersprechen-ist-eine-gewaltige-Freude

The question of „Mein Kampf’s“ publication is even more interesting if one looks at consumption practices outside Germany. In India, for instance, business schools use it as a ‚textbook‘ of sorts for management practices. (a link in the forum of: http://freespeechdebate.com/en/discuss/can-a-book-be-too-dangerous-for-the-public/ )



Auszug von der Website des Instituts für Zeitgeschichte München:

http://www.ifz-muenchen.de/aktuelles/themen/edition-mein-kampf/

Am 31. Dezember 2015, 70 Jahre nach Hitlers Todesjahr, erlöschen die Urheberrechte an dessen Buch „Mein Kampf“. Das Institut für Zeitgeschichte hat es sich zum Ziel gesetzt, bis dahin eine wissenschaftlich kommentierte Edition vorzulegen.
Im Zentrum der kritischen Kommentierung stehen die Dekonstruktion und die Kontextualisierung von Hitlers Schrift: Wie entstanden seine Thesen? Welche Absichten verfolgte er damit? Welchen gesellschaftlichen Rückhalt besaßen Hitlers Behauptungen unter seinen Zeitgenossen? Welche Folgen hatten seine Ankündigungen nach 1933? Und vor allem: Was lässt sich mit dem Stand unseres heutigen Wissens Hitlers unzähligen Behauptungen, Lügen und Absichtserklärungen entgegensetzen?
Dies ist nicht nur eine historiografische Aufgabe. Angesichts des hohen Symbolwerts, den Hitlers Buch noch immer hat, ist die Entmystifizierung von „Mein Kampf“ auch ein Beitrag zur historisch-politischen Aufklärung.
 
Was ist „Mein Kampf“?
„Mein Kampf“ ist Hitlers wichtigste programmatische Schrift. Sie entstand in den Jahren 1924 bis 1926 in zwei Bänden. Während Band 1 in erster Linie stark stilisiert Hitlers Biografie sowie die Frühgeschichte der NSDAP und ihrer Vorläuferorganisation, der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), nachzeichnet, steht die politische Programmatik der Nationalsozialisten im Mittelpunkt des zweiten Bands. Große Teile des ersten Bands entstanden während Hitlers Haftzeit in Landsberg am Lech, nach seinem gescheiterten Putschversuch vom November 1923. Dessen Scheitern, die Zeit der Haft und das Verbot der NSDAP unterbrachen Hitlers politische Karriere. Er nutzte diese Zeit, um all das, was er bislang erlebt, gelesen und erdacht hatte, zu einer schriftlich fixierten Ideologie zusammenzuführen und um für seine verbotene Partei eine neue Perspektive und eine neue Strategie zu entwickeln. Den zweiten Band schrieb Hitler dann nach seiner Haftentlassung, zum größten Teil auf dem Obersalzberg. Mit Hitlers Ernennung zum Reichskanzler im Januar 1933 schnellten die Verkaufszahlen stark in die Höhe; das Buch wurde zum Bestseller: Bis 1945 wurde „Mein Kampf“ in 18 Sprachen übersetzt und über 12 Millionen Mal verkauft.
Nach dem Selbstmord Hitlers und dem totalen Zusammenbruch des NS-Regimes 1945 übertrugen die alliierten Siegermächte die Rechte an Hitlers Buch dem Freistaat Bayern. Die Bayerische Staatsregierung nutzte seither das Urheberrecht, um jegliche Neuauflage zu verhindern. Mit dem Erlöschen des Urheberrechts 70 Jahre nach Hitlers Tod steht dieses juristische Instrument aber ab 2016 nicht mehr zur Verfügung.
 

Rimini Protokoll
Helgard Haug und Daniel Wetzel

Haug und Wetzel arbeiten unter dem Label Rimini Protokoll in unterschiedlichen Konstellationen und zählen zu den renommiertesten Theatermachern im deutschsprachigen Raum. Ihre Arbeiten basieren auf umfassenden Recherchen und der Probenarbeit mit Experten, die auch in diesem Projekt auf der Bühne stehen. 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwen der Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet.
http://www.rimini-protokoll.de/website/de/

Rimini Protokoll an der Gessnerallee

Zürich 100 Prozent, 2012


http://www.gessnerallee.ch/programm/search/?q=rimini+protokoll#/523

Biografien der Beteiligten / Darsteller_innen

Sibylla Flügge
geboren 1950, hat Rechtswissenschaften in Frankfurt am Main studiert. Nach der Geburt ihrer beiden Kinder und Tätigkeit als Rechtsanwältin promovierte sie zur Geschichte des Hebammenrechts. Im Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main war sie Referentin für Gesundheitspolitik und Prostitution. 1994 wurde sie als Professorin für das Gebiet «Recht der Frau» an die Fachhochschule Frankfurt berufen. Sie forscht zur Geschichte der Frauenrechte.

Anna Gilsbach
Jahrgang 1983, hat Jura mit Schwerpunkt Völkerrecht in Regensburg, Prag und Amsterdam studiert. Während des Referendariats Tätigkeiten unter anderem im Auswärtigen Amt und für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bolivien. Zwischen 2013 und 2015 Referentin für Menschenrechte und Internationales beim Deutschen Anwaltsverein. Ab September 2015  Rechtsanwältin für Sozialrecht in Berlin.

Matthias Hageböck
Geboren 1965 in Marburg an der Lahn, aufgewachsen in Dortmund. Dort Ausbildung zum Buchbinder, anschliessend Besuch der Fachschule für Buchrestaurierung in Ascona/Schweiz. Seit 1992 ist er als Buchrestaurator in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar tätig.

Alon Kraus
Seine Grosseltern väterlicherseits flohen 1938 aus Wien über Shanghai und schließlich 1948 ins neu gegründete Israel. Er selbst wurde 1970 in Tel Aviv geboren und wuchs überwiegend in den USA auf. Nach seiner Rückkehr nach Israel studierte er Englische Literatur und Jura an der Universität Tel Aviv und dem Interdisciplinary Center Herzliya. Er arbeitet seit 2004 als Rechtsanwalt in Tel Aviv primär im Bereich des Zivil- und Wirtschaftsrechts.

Christian Spremberg
geboren 1965 in Hamburg, ist geburtsblind. Hat in unterschiedlichen Ecken Deutschlands gelebt und sich beruflich auf verschiedene Weise betätigt: Als Telefonist, Radioredakteur, Guide in einem Dunkelrestaurant, Mitarbeiter in einem Callcenter und zuletzt in einer Brailleschriftredaktion. Seit 2006 ist er durch seine Mitarbeit an «Karl Marx, das Kapital 1. Band» von Rimini Protokoll auch auf vielen Bühnen der Welt aktiv gewesen. Wenn er mal nicht arbeitet, befasst er sich gern mit seinem Schallplattenarchiv und macht auch selbst Musik.

Volkan T error
hat Europäische Ethnologie, Politikwissenschaften und Soziologie studiert. Gilt mit als einer der Wegbereiter für den türkischen Hip Hop, Hardcore & Metalcore in Deutschland und in der Türkei. Er gründete die autarke Künstlerwerkstatt «Endzeit Industry», komponierte und erarbeitete Stücke für diverse Theateraufführungen, Filme und Performances. Steht seit geraumer Zeit bei verschiedenen Produktionen u.a. am Maxim Gorki Theater Berlin auf der Bühne und leitet die «akademie der autodidakten» am Ballhaus Naunynstrasse. Zur Zeit arbeitet Volkan T an neuen Performances, Crust Hop Alben und produziert unter den Namen Sayko Bass, Turkotronica, Dance Floor Killer Machine experimentelle elektronische Beatz.