Gessnerallee
Zürich

Mehr-Information zu FOREVER YOURS von SAVOY vom 19.11 (Premiere) bis 29.11.2015 in der Gessnerallee Zürich.

«… Es war beinahe acht Uhr morgens, als der Titularrat Jakow Petrowitsch Goljadkin nach einem langen Schlafe erwachte, gähnte, sich reckte und schließlich völlig die Augen öffnete. Etwa zwei Minuten lang blieb er noch, ohne sich zu regen, auf dem Bette liegen, wie ein Mensch, der noch nicht ganz ins klare darüber gekommen ist, ob er aufgewacht ist oder noch schläft, ob alles, was jetzt um ihn herum vorgeht, Wahrheit und Wirklichkeit ist oder eine Fortsetzung seiner wirren Träume. … »
F.Dostojewskij: Der Doppelgänger

Wer ist eigentlich Goljadkin? (klick auf das Bild)

Wer ist SAVOY?

FOREVER YOURS entsteht unter dem Label SAVOY. In einer Reihe von Projekten mit Dominic Huber und koproduziert von blendwerk entstand ein Netzwerk von Künstler_innen, die eine grosse gemeinsame Erfahrung mit performativ bespielten und narrativen Raum-Installationen entwickelt haben: Dominic Huber, Lara Körte, Knut Jensen, Juliane Männel.

Kurzbiografien der Autor_innen und Performer_innen:


Dominic Huber (Konzept, Regie, Szenografie)
Die Raumszenarien des Bühnenbildners und Theatermachers Dominic Huber eröffnen neue Zonen des Performativen. Seine bevorzugten Aufführungsorte sind Räume, die nicht nur vom Zuschauerraum aus zu betrachten sind, sondern die von Einzelpersonen oder ganzen Gruppen betreten und erfahren werden können. Ganz im Sinne der «Augmented Reality» arbeiten sie an der Ausweitung der Sinnes- und Realitätserfahrungen.
Nach seinem Architekturstudium an der ETH Zürich gründet Dominic Huber zusammen mit Christa Wenger die blendwerk GmbH. Ab 1999 entwickelt er eigene Arbeiten als Bühnenbildner in freien Formationen in Zürich, Basel und in Berlin, darunter Zusammenarbeit mit Simone Aughterlony, Davis Freeman, Susanne- Marie Wrage, Sandra Strunz, Phil Hayes und Peter Licht. Seit 2008 besteht eine regelmässige Zusammenarbeit mit Stefan Kaegi und Lola Arias, mit Sebastian Nübling und mit Simon Stephens.
Seine erste eigene Regiearbeit war «Kopfstoß nach Feridun Zaimoglu» am Maxim Gorki Theater Berlin. Für «Blickfelder 2011» leitete er mit einem Team eine Projekt für 60 Schulkinder mit einer Live-Performance «New Hero City». Seine Theaterinstallation «Hotel Savoy» wird 2010 im New Yorker Goethe Institut inszeniert, darauf folgen eigene grössere Projekte: «Hotel Savoy» im HAU Berlin und 2012/13 «Warten auf die Barbaren» in Zürich, Basel und Berlin. «House/Prime Time», eine Wohnhausinstallation mit realen Bewohnern im Rahmen des Festivals «Ciudades Paralelas» war u.a. in Zürich, Berlin, Buenos Aires und Warschau zu sehen. In Zusammenarbeit mit Lara Körte entwickelte er «Joyland» am Theater Neumarkt in Zürich – ein individueller Trip in einen Vergnügungspark der Ängste und Déjà-Vues. Mit Rimini Protokoll entwickelt Dominic Huber die szenografische Multiplayer-Videoinstallation «Situation Rooms»; nach der Premiere RuhrTriennale 2013 gastierte die Installation rund um die Welt, wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen und mit dem Japan Media Excellence Award ausgezeichnet. «Weltklimakonferenz» (2014, Schauspielhaus Hamburg) ist eine weitere gemeinsame Arbeit mit Rimini Protokoll. Für das Humboldt LAB, die experimentelle Plattform des Ethnologischen Museums Berlin entsteht die Installation «Verzauberung – Beauty Parlor». 2015 ist Dominic Huber Mitglied der Internationalen Jury an der 13. Prager Szenografie-Quadriennale. Dominic Huber unterrichtet an der ZhdK.

Website Dominic Huber/blendwerk

Lara Körte (Konzept, Performance)

Nach dem Schauspielstudium in Hamburg folgte ein vierjähriges Engagement am Bayerischen Staatsschauspiel in München. Seit 1998 arbeitet Lara Körte regelmässig als Schauspielerin an den Theaterhäusern in Zürich, Basel und Berlin sowie für Fernsehproduktionen. Für DRS2 und deutsche Radiosender ist sie an Hörspielen und Features beteiligt und liest am Literaturhaus in Zürich. Mit Dominic Huber realisierte sie die Ausgaben von «Hotel Savoy» in New York und Berlin als Co-Regisseurin und gestaltete das Blickfelder-Projekt «New Hero City» am Theater der Künste in Zürich. Weitere gemeinsame Produktionen, in welchen Lara Körte sowohl für das Konzept mitverantwortlich war und selbst performte sind «Warten auf die Barbaren» (Gessnerallee Zürich / Theater Basel / HAU Berlin) und «Joyland» am Theater Neumarkt.

Knut Jensen (Sounddesign, Musik)
ist Komponist, Sounddesigner und Interpret. Er studierte klassische Querflöte an der Musikakademie Basel. Neben seiner musikalischen Ausbildung arbeitete er mehrere Jahre als Tontechniker, bevor er sich als Komponist, Sounddesigner, Musiker und Produzent selbstständig machte. Er vertonte Kunstvideos, Dokumentar- und Kurzspielfilme. Daneben verfolgte er mit «Knut & Silvy» ein eigenes Bandprojekt. Knut Jensen war bis 2008 Professor an der HKBern. Als Produzent von Erika Stucky tourt er regelmässig als Livemusiker. Mit Dominic Huber verbindet ihn eine langjährige Zusammenarbeit, so u.a. bei mikeska:plus:blendwerk, Hotel «Hotel Savoy»,«Warten auf die Barbaren» und «Joyland» in New York, Berlin und Zürich.

Mikko Gaestel (Video)
lebt und arbeitet als Installations- und Videokünstler in Berlin. Von 2004 bis 2011 studierte er Kunst und Medien an der Universität der Künste Berlin bei Heinz Emigholz, Maria Vedder und Gregor Schneider und 2008 Bildende Kunst an der Iceland Academy of the Arts Reykjavik.
Seine Installationen und Filme wurden unter anderem im Goethe Institute New York, Kunstverein Wolfsburg, Kiasma Museum of Contemporary Art Helsinki, Future Gallery Berlin und dem Dumbo Arts Center New York ausgestellt. Seit 2006 arbeitet er darüberhinaus auch als Fotograf, Kameramann, Editor, Videokünstler am Theater.

Juliane Männel (Dramaturgie)

studierte 2003 - 2007 in Leipzig Dramaturgie. Juliane Männel stieß für «Hotel Savoy» zum Team und betreute die Produktion «Warten auf die Barbaren» an der Gessnerallee in Zürich als Dramaturgin. Sie arbeitete für Projekte von Stefan Kaegi (Radio Muezzin, Bodenprobe Kasachstan, Remote X) und war damit weltweit unterwegs. 2008 realisierte sie das Theaterfestival 100Grad am HAU Berlin und arbeitete u.a. mit Hans-Werner Kroesinger, Hannah Hurtzig und Peaches. Zur Zeit betreut sie die neue Produktion «Hausbesuch Europa» von Rimini Protokoll als Produktionsleiterin.

Daniele Pintaudi (Performance)

geboren in der Schweiz, italienischer Herkunft. Studierte Klavier in La Chaux-de-Fonds, Zürich, Paris und Basel, danach Schauspiel in Genf und experimentelles Musiktheater in Bern. In den letzten Jahren arbeitete er als Schauspieler und Musiker an verschiedenen Theatern, unter anderem am Theater Basel, Gessnerallee Zürich, Schauspielhaus Zürich, Konzert Theater Bern, Hebbel am Ufer (HAU) und Radialsystem Berlin, Théâtre Vidy Lausanne, Théâtre Le Poche Genf, Théâtre Le Public Brüssel, Théâtre Populaire Romand und Théâtre ABC La Chaux-de-Fonds. Kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Regisseur Thom Luz, mit dessen Stück «When I die » er in Frankreich, Deutschland, Island und in der Schweiz gastierte. Er war ausserdem in den letzten Jahren bei zwei Produktionen von Ruedi Häusermann zu sehen.


Lukas Waldvogel (Performance)
lebt als freischaffender Schauspieler und Sprecher in Zürich. Von 2008 bis 2014 spielte er unter anderem den Werther in «Die Leiden des jungen Werther» von Daniel Kuschewski am Schauspielhaus Zürich. Seit 2006 arbeitet er als Sprecher bei der Schweizerischen Blindenbibliothek. Ausserdem war er als Tänzer für 'slightly lost' und 'as neutral as possible' von der Choreographin Jessica Huber und in der Tanztheater-Création «La tête au plafond» von Fluxtendu/Mickaël Henrotay Delaunay zu sehen. Zusammen mit Tim Fletcher realisierte er 2011 die «Two Gentlemen Have A Donkey To Sell». 2012-2014 absolvierte er den MA Theater / Regie an der HKB und zeigte 2014 sein erstes eigenes Stück >unborn< in Bern. Zuletzt spielte er in „Für die Nacht“ von Laura de Weck am Kellertheater Winterthur. «Forever Yours» ist die erste Zusammenarbeit mit SAVOY.

Sabina Winkler (Kostüme, Mitarbeit Ausstattung)

studierte an der UdK Berlin Bühnenbild und arbeitet seit 2011 für Performance-, Film- und Theaterprojekte u.a. an der Gessnerallee Zürich, am Theater Neumarkt, am Theater Stadelhofen, am Treibstoff Basel, am 100Grad-Festival und im Kubus an der Volksbühne Berlin. Zuletzt arbeitete sie für Peter Kastenmüller, Laura Körfer, Pedro Martins Beja, Diana Rojas und Uta Plate. «Forever Yours» ist ihre zweite Zusammenarbeit mit Dominic Huber.

Daniela Lehmann (Produktionsleitung, Diffusion)

studierte Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an den Universitäten Zürich, Basel und Utrecht. Seit 2011 kuratiert sie das biennale ortspezifische Festival GASTSPIELE Zürich (2011, 2013, 2015). Seit 2012 assistiert sie in der Dramaturgieabteilung des Opernhauses Zürich und ist als Produktionsleiterin und Oeil extérieur/Dramaturgin in der freien Theater- und Tanzszene tätig.

Doia Mataré (Technische Leitung/Licht) 
Sie hat an der Zürcher Hochschule der Künste Szenografie studiert. Von 2010 bis 2012 war Doia Mataré Bühnenbildassistentin bei der Theatergruppe FAR A DAY CAGE. Sie machte unter anderem die Szenografie für die Projekte von Magdalena Nadolska, Companie Majacc und Florian Huber. Sie übernahm die Technische Produktion für Gastspiele bei Dominic Huber / Blendwerk bei der Produktion „Warten auf die Barbaren“. Neben diversen weiteren Arbeiten für Film, Theater und als Theatertechnikerin, ist sie seit 2013 Mitbegründerin und aktive Mitarbeiterin bei der Selbstverwalteten Zwischennutzung „Verein Zitrone“ in Zürich.

Georg Werner (Interaktive Installation)
Ist auf der Suche nach Klängen und den Möglichkeiten ihrer Erzeugung. Er studierte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim (Diplom), Experimentelle Mediengestaltung an der UDK Berlin und Klangkunst als
Meisterschüler bei Ulrich Eller an der HBK Braunschweig. Er arbeitet häufig in Kooperationen mit Künstlern und Gruppen wie z.B. Interrobang, Turbo Pascal und Rimini Protokoll und gibt sein Wissen zum Spannungsfeld Kunst/Elektronik/Programmierung in Workshops und Lehraufträgen weiter. Seine künstlerische Arbeit ist geprägt von gefundenen Objekten und Räumen, die er so modifiziert, dass sie die
Wahrnehmung sensibilisieren und unerwartete Zugänge ermöglichen.


Dominic Huber / SAVOY an der Gessnerallee

Warten auf die Barbaren (2013)

weitere Video Links

Hotel Savoy (New York, 2010)

Cîudades Paralelas 6/8 House (2012)


Pressestimme

zu «Situation Rooms»: Dominic Huber mit Rimini Protokoll 
Narrative spaces suchen einerseits nach neuen Formen der Immersion - sie machen ihre Besucher dafür dünnhäutig, unsicher, staunend und schockieren sie wie in den “Situation Rooms” mit der sinnlichen Wucht fremder Realitäten. Genau auf der Kippe zwischen Ausstellung und Aufführung sind die narrativen Räume von Theaterkünstlern wie Rimini Protokoll und Dominic Huber grosse Autorenleistungen, die aus dem Raum die Zeit lesen, Sie statten den Besucher mit Erfahrungen aus, die nur im Raum der Ereignisse zu sammeln sind. Insofern überschreiten sie traditionelle Bildgrenzen, indem sie Räume “schreiben” und den Betrachter zum Teilnehmer von Situationen werden lassen, die auf Entdeckungen hinauslaufen, welche ohne eine aktive Suche und Verstörung nicht zu machen sind. Auffallend ist, dass die narrative spaces eine Gesellschaftskritik üben, die von der Gesellschaft nur ihr “Gestell” zeigt. Ihr Abenteuer liegt aber eindeutig in Allan Kaprows berühmter Aufforderung: “Go in instead of look at.”
Thomas Oberender in der Zeitschrift Monopol