Extrainformationen zu «Stephan Stock spielt Ulysess» (ab 3.03)

Stephan Stock © Johanna Zielinski
ULYSESS ist eine Utopie, die Utopie der Möglichkeiten eines ganz normalen Tages.
Every life is many days, day after day. We walk through ourselves, meeting robbers, ghosts, giants, old men, young men, wives, widows, brothers-in-law. But always meeting ourselves.
James Joyce, Ulysses
Eine Grundlage bietet Stephan Stocks letztes Projekt, das Theater der Peinlichkeit, mit dem Thema der Selbstbetrachtung, das auf eine neue, konkretere und präzise Spitze zu treiben ist. Wie erklären wir uns der Welt? Und wie können wir auf der Welt, die uns erklärt, antworten? Wie lässt sich ein Publikum dazu einladen, über sich nachzudenken, während Stephan Stock die Möglichkeiten auslotet, von sich zu sprechen?
Me. And me now.
James Joyce, Ulysses
Reinhören! (Soundcloudfile)
http://soundcloud.com/bernhard-la-dous/sets/stephan-stock-spielt-ulysses
Think you're escaping and run into yourself. Longest way round is the shortest way home.
James Joyce, Ulysses
Das Raumkonzept sieht vor, dass sich in der Mitte des Raumes, zwischen den
Stuhlreihen, die Szenenfläche für das Stück befindet. Um die Szenenfläche herum
sitzen die Zuschauer und verfolgen, einer Arena gleich, die Performance im Zentrum. Im Bereich zwischen den Zuschauern und der Wand befinden sich diverse Scheinwerfer auf Stativen oder am Boden, die auf alle Wände ringsum gerichtet sind. Die Reflektion der Wände soll dann auch die Beleuchtung für die Szene leisten. Die Arena der Zuschauer soll hierbei geschlossen sein, um so die Performance ganz einzuschliessen. Der Zuschauer kann so entweder die anderen Zuschauer (als Horizont) oder die die Performance (Information) in der Mitte der Raumordnung wahrnehmen. … Die Arena hilft «(…) die «kosmische Offenheit» – eines Theaterdiskurses zu illustrieren, sobald man daraus die konkave Wand [Rückwand im Theater] entfernt. Beispiele für diese Diskursstruktur sind selbstredend die sogenannten Massenmedien wie Presse, Fernsehen und Plakate, aber ihr Prototyp ist der Zirkus, etwa das römische Kolosseum.» (Vilém Flusser, Kommunikologie)
Der Struktur des Romans folgend, kann mit der Raumordnung einer Arena nun die
Stadt (über ihre Bewohner, die Zuschauer) wieder hergestellt werden, als dasjenige
in welcher Mitte Bloom/Stock den Irrungen auf der Zeitachse nachgeht.
«Nach aussen, gegen die Stadt, weist die Arena eine leblose Mauer. Nach innen baut sie eine Mauer an Menschen auf. Alle Anwesenden kehren der Stadt ihren Rücken zu. Sie haben sich aus dem Gefüge der Stadt, ihren Mauern, ihren Strassen
herausgelöst. (...) Aber das hat zur Folge, dass die Masse sich selber
gegenübersitzt. Jeder hat tausend Menschen und Köpfe vor sich. Solange er da ist,
sind sie alle da.» (Elias Canetti: Masse und Macht)
Die Arena reproduziert so die Gemeinschaft der „Stadt“ wieder, jedoch losgelöst von baulichen Merkmalen der eigentlichen Stadt selbst. Die Arena aktualisiert in den Subjekten eine Gesellschaft/Gemeinschaft, wie sie als Körper, bestehend aus einer grossen Manigfaltigkeit, sich gemeinschaftlich und plural auf ein
Zentrum hin entlädt und von diesem Zentrum aus auch empfängt. (Thomas Giger)
Theater der Peinlichkeit, Freischwimmer 2014
Neue Männlichkeit von der Gruppe «neue Dringlichkeit», 2015
Biografien der Beteiligten
Stephan Stock (Performance & Text)
(*1985 in Rheinfelden), lebt und arbeitet in Zürich und arbeitete ab 2005 bei der Freien Theatergruppe Tempus fugit in Lörrach mit. 2007-2010 Schauspielstudium an der HKB, Bern; 2010-2012 Master Schauspiel an der ZHdK. Stephan Stock ist Mitbegründer der Gruppe vorschlag:hammer, die mit ihrer ersten Produktion vom schlachten des gemästeten Lammes und vom Aufrüsten der Aufrechten den Jurypreis des 100 Grad Festivals (HAU Berlin) und den Preis des Körber Studio Junge Regie (Thalia Theater Hamburg) gewann. Die Gruppe vorschlag:hammer ist Mitglied des Netzwerks cobratheater.cobra und hat mit ihrer gemeinsamen Koproduktion: Als der Körper zum Feind wurde 2014 den Publikumspreis beim 100 Grad Festival in Berlin gewonnen.
Die Gruppe vorschlag:hammer war im Rahmen des Projekts Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes (D) Residence am Düsseldorfer Schauspielhaus; hier entstanden die Stücke Stalker und Mori no Kokyo. Stephan Stock ist ebenfalls Mitbegründer des paradoxen Kollektivs «neue Dringlichkeit», welches aktiv in Zürich politisches Theater und Aktionen umsetzt, unter anderem als Veranstalter des Festivals Let`s talk about Money, Honey in der Gessnerallee Zürich. Im Jahre 2013 gewann er mit der neuen Dringlichkeit bei PREMIO mit dem Projekt neue Männlichkeit (welches 2014 an der Gessnerallee Premiere hatte) den zweiten Platz und zusätzlich den Publikumspreis mit yuri500, einer weiteren von ihm mitbegründeten Truppe, und dem Stück Rede an die Menschheit an den Treibstoff Theatertagen Basel. In der Ausgabe des Freischwimmer-Festivals 2014 zum Thema «Intim» vertrat er die Gessnerallee Zürich mit dem Solo Theater der Peinlichkeit.
Wanja van Suntum (Dramaturgie & Text)
(*1986 in Duisburg) schloss 2014 den Diplomstudiengang Szenische Künste an der Universität Hildesheim ab. 2008 gründete er das Kunstnetzwerk cobratheater.cobra, unter dessen Namen er seitdem diversen künstlerischen Arbeiten nachging. Von 2008 bis 2010 leitete er das Türkisch-Deutsche-Theater Hildesheim. Die Gründung der Gruppe RUHRORTER erfolgte im Jahr 2012, die an verschiedenen Orten im westlichen Ruhrgebiet mit Menschen mit Fluchthintergrund interdisziplinäre Projekte realisiert. Momentan wird eine Performance mit Klang- und Rauminstallation im ehemaligen Frauengefängnis in Mülheim an der Ruhr erarbeitet.
Bernhard Frederik La Dous (Sound & Text)
(*1981 in München, geb. Greif) studierte von 2007-2012 Angewandte Theaterwissenschaft (B.A. und M.A.) in Giessen. Der Fokus seiner künstlerischen Arbeit liegt auf den Bereichen Sounddesign, Klanginszenierung und Hörspiel. Er ist festes Mitglied der Gruppe Lukas und aus Düsseldorf und arbeitete als Sounddesigner u.A. für die Performancegruppen vorschlag:hammer, Monster Truck und yuri500, sowie die Regisseurin Corinne Meier. Seine Arbeiten waren u.A. im Düsseldorfer Schauspielhaus, dem Mousonturm Frankfurt, der Gessnerallee Zürich, der Kaserne Basel, dem FFT Düsseldorf und in den Sophiensälen Berlin, sowie beim Freischwimmer Festival 2014 und 2013 und beim Treibstofffestival 2011 und 2013 zusehen. 2013 realisierte er die Hörspielproduktion SPIEL IM HALBDUNKEL für den WDR in Köln.
Thomas Giger (Bühne & Licht)
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Miriam Walther Kohn (Dramaturgie)
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