Gessnerallee
Zürich

Die Gessnerallee Zürich sagt das Podium «Die neue Avantgarde» und die im Vorfeld geplante Zusatzveranstaltung ab

Die Gessnerallee Zürich ist weiterhin der Meinung, dass Veranstaltungen wie das Podium «Die neue Avantgarde» an einem Ort wie der Gessnerallee stattfinden können müssen. Es ging uns bei der Konzeption darum, den Menschen, die zu der Veranstaltung kommen, im spezifischen Rahmen des Theaters einen Raum zu bieten, in dem sich Vertreter_innen von verschiedenen Positionen gegenübertreten können. Das Theater ist weiterhin überzeugt, dass das weltweite Erstarken von Populismus und Autoritarismus sowie die Renaissance reaktionären Denkens Phänomene sind, die wir nicht ignorieren können, sondern mit denen wir uns konfrontieren müssen – nicht nur in den jeweils eigenen Milieus, sondern offensiv in öffentlichen Debatten. Die Furcht, man könne dabei «nur verlieren» und den «Anderen» als Steigbügelhalter dienen, ist aus unserer Sicht eine zu defensive Haltung, welche die eigenen Stärken unterschätzt oder gar in Abrede stellt. Es ist uns jedoch wichtig, dass man eine Uneinigkeit über Taktiken im Umgang mit Rechtspopulismus (z.B. öffentliche Konfrontation mit Rechtspopulisten: ja oder nein) nicht mit einer Uneinigkeit darüber verwechselt, ob er zu bekämpfen ist. Natürlich ist er zu bekämpfen. Die Frage, die sich stellt ist – wie?
Trotzdem haben wir uns aus verschiedenen Gründen entschieden, das Podium am 17.03. und die Zusatzveranstaltung am 10.03. abzusagen.

Absage der Zusatzveranstaltung im Vorfeld der Podiumsdiskussion «Die neue Avantgarde» am 10.03.2017
Nach der Ankündigung der Veranstaltung «Die neue Avantgarde» wurde heftige Kritik, auch von Künstler_innen, die regelmässig an der Gessnerallee arbeiten, laut. Am 25.02. traf sich eine kleine Gruppe aus Kritiker_innen und Befürworter_innen mit der Gessnerallee und mit den Initianten des Podiums. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, ob das Podium durch eine «explizit linke» Position erweitert, und damit ausgewogener besetzt werden sollte. Die Diskussion führte stattdessen zu dem Kompromiss und der gemeinsamen Stellungnahme, am 10.03. eine Zusatzveranstaltung zu lancieren, in der darüber diskutiert werden sollte ob die Veranstaltung am 17.03. stattfinden kann. In der Woche darauf distanzierten sich die Kritiker_innen, die vorher mit der Veranstaltung am 10.03. einverstanden waren, von derselben. Wenige Tage später wurde der Aufruf «Ohne uns!» veröffentlicht, bei dem zu einem Boykott beider Veranstaltungen aufgefordert wurde.
Da wir nicht mehr davon ausgehen können, dass am 10.03. ein konstruktives Gespräch beider Lager stattfinden kann, sagen wir die Zusatzveranstaltung ab.

Absage der Podiumsdiskussion «Die neue Avantgarde» am 17.03.2017
Die am 17.03. geplante Veranstaltung «Die Neue Avantgarde» kann aufgrund der Hitze der durch sie ausgelösten Debatte – in der Diffamierungen, persönliche Beleidigungen und Erpressung leider nicht gescheut wurden – ebenfalls nicht stattfinden. Trotz der positiven bzw. differenzierten Medienberichterstattung und dem vermehrten Zuspruch von Kolleg_innen haben sich die Angriffe und Drohungen nicht entschärft sondern sind im Gegenteil heftiger geworden. Die Veranstaltung stellt mittlerweile ein Sicherheitsrisiko für die Podiumsteilnehmer_innen, unsere Mitarbeiter_innen und unser Publikum dar. Das Podium kann nach der derzeitigen Einschätzung nur unter erhöhtem Sicherheitsaufwand, durch das Engagement einer Sicherheitsfirma und je nach Lagebeurteilung der Stadtpolizei mit deren Präsenz im Aussenraum der Gessnerallee, stattfinden. Wir sind nicht bereit, eine Veranstaltung unter diesen Bedingungen durchzuführen und bedauern diese Umstände sehr.

Ausblick
Im Laufe der Diskussionen sind wichtige Themen aufgeworfen worden, die dringend besprochen werden müssen: Wie können wir dem erstarkenden Autoritarismus entgegentreten? Welche Strategien sind zulässig? Was bedeutet Meinungsfreiheit? Was bedeutet Demokratie?
Wir wollen diese Auseinandersetzung weiterhin in öffentlichen und internen Runden führen.