Gessnerallee
Zürich

Mehr Informationen zu «The Automated Sniper» von Julian Hetzel und zum Thema Drohnenkrieg. 





Szenenfotos aus «The Automated Sniper»©ThomasLenden

Aktuelle Beiträge zum Thema:
"Sauberer" Krieg durch Drohnen 
Quelle: 3sat
Völkerrechtlich ist ihr Einsatz sehr bedenklich
Die Drohne hat sich von einem Instrument der Aufklärung zu einer äußerst gefährlichen Präzisionswaffe entwickelt. 19.000 Drohnen hat Amerika bereits angeschafft. Inzwischen bildet die Luftwaffe mehr Telepiloten aus, die diese Maschine steuern, als Soldaten für Kampfjets. Die Drohne ist die ultimative Waffe im "sauberen" Krieg, wie ihn die Militärs gerne propagieren.
Während ihres Einsatzes sitzen die Telepiloten in ihren Kommandozentralen in sicherer Entfernung zu ihrem realen Einsatzort. Der kann über zehntausend Kilometer entfernt in Afghanistan oder Pakistan liegen. Tag für Tag beobachten die Telekrieger im Schichtdienst das Geschehen vor Ort. Meist haben sie eine intime Kenntnis des Gegners, bevor der Angriff erfolgt. Doch während der Bomberpilot nach Abwurf seiner Waffen abdreht und verschwindet, kann der Drohnenpilot die Folgen seiner Aktion genau erkennen. Bei den Betroffenen gibt es Hinweise auf hohe Burn-Out-Raten und Traumata.

Fehlende Präzision fordert weiter zivile Opfer
Ein weiterer Mythos der Drohne ist ihre angebliche Präzision. Deshalb wird sie gerne zur gezielten Tötung von Terroristen eingesetzt. Mit Duldung der pakistanischen Regierung starten Drohnen beispielsweise in Jacobabad und fliegen in die Grenzregion zu Afghanistan. 2008 konnte die CIA dort rund 20 hochrangige al-Qaida-Führer ausschalten. Nach Schätzungen einer Studie der Universität Stanford machen hochrangige, gefährliche Extremisten jedoch nur zwei Prozent aller Opfer aus. Von "chirurgischer Präzision", bei der es keine zivilen Opfer gibt, kann deshalb keine Rede sein.
Selbst wenn sich unter den anderen Toten viele Mitkämpfer und Sympathisanten befinden, schätzt man den Anteil unschuldiger Zivilisten auf 20 bis 30 Prozent. Da die US-Regierung alle Drohnen-Einsätze als geheim einstuft, gibt es auch keine offiziellen Zahlen. Man kann die Kosten für ein unbemanntes Flugzeug gegenüber bemannten Systemen herunterrechnen. Es gibt jedoch Zusatzleistungen, die nur bei unbemannten Systemen auftreten, zum Beispiel Bodenstationen oder Kommunikationsrelais, die man warten muss. Wenn man diese Leistungen hinzunimmt, dann stellt sich der Kostenfaktor gar nicht mehr so günstig dar.


"Playbook":Leitlinien für den Drohnenkrieg, die nicht bindend sind
von Constanze Kurz (09.08.2016)
Quelle: https://netzpolitik.org

Wie sind die offiziellen Richtlinien und Entscheidungskriterien für oder gegen das Töten mit militärischen Drohnen? Auf diese Frage suchten Bürgerrechtler in den Vereinigten Staaten seit langem Antwort. Nun haben sie mit Erfolg die Herausgabe des „Playbook“ erstritten – den Leitlinien der US-Regierung für das gezielte Töten mit Drohnen.
Seit Jahren kämpfen Bürgerrechtler darum, Einblick in die Entscheidungsprozesse und Kriterien zu bekommen, nach denen in den Vereinigten Staaten die Befehle gegeben werden, Drohnen und deren Raketen gegen Menschen einzusetzen. Auch wie die Namen von Personen auf die „kill list“ gelangen, versuchen sie seit Jahren rauszukriegen. Es ist ein seit über einer Dekade laufender politischer und rechtlicher Streit um Zugang zu geheimen Dokumenten, die ihren Ursprung in der Zeit kurz nach den Anschlägen des 11. Septembers haben.
In den Vereinigten Staaten gewährleistet der fünfte Verfassungszusatz (Fifth Amendment) jedem ein faires rechtliches Verfahren, das offenkundig durch geheime Prozeduren unterlaufen wird, nach denen Tötungsentscheidungen ohne rechtliches Gehör oder eine Verteidigung des Verdächtigen gefällt werden. Bestätigungen für Drohnentötungen sind sogar in einigen Fällen kurzerhand per Mobiltelefon gegeben worden, wenn sichere Kommunikationskanäle nicht greifbar waren.
Entsprechend stellen sich neben völkerrechtlichen auch prozedurale Fragen: Gegen wen genau richten sich Drohnenangriffe, wie sind die Kriterien für diese Gewaltanwendung und was sind die rechtlichen Vorgaben?
Einen Teil der Antworten auf diese Fragen hat die American Civil Liberty Union (ACLU) versucht, auf dem Rechtsweg zu erlangen – mit Erfolg. Die ACLU hat nun fünf Dokumente erhalten, darunter das vormals geheime sog. „Playbook“: die Presidential Policy Guidance (PPG) der US-amerikanischen Regierung.
Diese PPG soll rechtliche und methodische Standards für die Zielauswahl der Drohnentötungen festschreiben. Sie übertragen Regeln aus Kriegen auf Personen in Nicht-Kriegsgebieten, über die Tötungsentscheidungen gefällt werden, und unterscheiden zwischen US-amerikanischen Staatsbürgern und Nicht-Amerikanern. Diese PPG bietet die ACLU nun zum Download an (über netzpolitik.org)

Constanze Kurz ist promovierte Informatikerin, Autorin und Herausgeberin mehrerer Bücher. Sie ist ehrenamtlich Sprecherin des Chaos Computer Clubs und sie war Sachverständige der Enquête-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestags.