
Podiumsgespräch: «Sterben im 21. Jahrhundert»
Gesprächsleitung:
Martin Dornberg (Psychosomatiker und Philosoph)
Teilnehmer:
Dr. med. Heidi S. Dazzi
(Fachärztin Innere Medizin, Onkologie und Hämatologie / Master of Science in Palliative Care)
Dr. med. Erika Preisig
(Praktizierende Hausärztin FMH; Vereinspräsidentin lifecircle; Eternal Spirit)
Dr. Andreas Brunner
(Jurist; bis 2014 Leitender Oberstaatsanwalt Kanton Zürich)
Dr. Albert Ganz
(Limmatplatz Apotheke Zürich)
Markus&Markus
(Künstlergruppe)
Unsere gesellschaftliche Entwicklung bringt einen fortschreitenden Wandel des Verhältnisses der Menschen zu Tod und Sterben mit sich. Es ist die Geschichte einer Entfremdung. Sterben und Trauern werden zunehmend aus dem Leben verdrängt. Gleichzeitig hält das Schlagwort „Selbstbestimmung“ Einzug, insbesondere in die Debatte um unser Lebensende. Die internationalen Diskussionen erscheinen neu, hastig und mitunter hilflos.
Das Phänomen des selbstbestimmten Todes ist dennoch weder neu noch eine europäische Erfindung in Zeiten der Selbstoptimierung. Bei den Indianern beispielsweise blieben alte gebrechliche Menschen bei Wanderungen allein zurück, um zu sterben. Nicht die Gesellschaft wollte sich ihrer entledigen, sondern die Alten wählten den Zeitpunkt ihres Todes bei klarem Verstand. Entscheidend war für sie ihr geistiger und körperlicher Gesamtzustand.
Heutzutage können in manchen Ländern Menschen mit Hilfe von Sterbehilfe-Organisationen in den selbstgewählten Tod gehen. Diese Organisationen brechen unter der Flut der Anträge nach Begleitetem Freitod zusammen, sie kommen mit der Bearbeitung nicht nach. Die Politik versucht sich dem Thema zu stellen. Aber: Helfen hier Gesetze?
In jedem Theaterstück wird gestorben. Markus&Markus haben ernst gemacht. Ihre Protagonistin aus IBSEN: GESPENSTER starb am 1. Mai 2014 durch Begleiteten Freitod in der Schweiz. Anlässlich der Uraufführung ihres Stückes an der Gessnerallee wollen sie nun über das Sterben im 21. Jahrhundert sprechen und fragen sich: Was ist hier eigentlich los?