
WIE WIR ARBEITEN
/ Der Performance-Effekt vol.2
Die Gesprächsreihe zu Grenzauflösungen und -überlagerungen zwischen Theater, Choreografie, Performance und visueller Kunst geht in die zweite Runde, mit neuen Gästen und neuen Themen.
WIE WIR ARBEITEN
Im Dialog: Romy Rüegger, Künstlerin (Zürich) & Miriam Walter Kohn, Theaterschaffende/Kollektiv Neue Dringlichkeit (Zürich)
Wir reden von Selbstmarketing und Selbstmanagement, vom „Künstlertypus“ mit all seinen Freiheiten und Prekaritäten, der* als Modell-Anforderung vergesellschaftlicht wurde. Wie sehen und bewerten Künstler_innen ihre eigenen Lebens- und Produktionsbedingungen zwischen Theater, Performance und bildender Kunst? Und schaffen etwa Förderstrukturen und kulturpolitische Entscheidungen mehr Genreunterschiede als es in künstlerischen Produktionen heute noch gibt? Theater und Tanz werden als Kollektivproduktionen gefördert, Bildende Kunst und Performance hingegen kleben immer noch an der Vision des Einzelgenies. Für Tanz- und Theaterschaffende existieren dank Interessenverband Modellarbeitsverträge und verbindliche Honorarsätze. In der bildenden Kunst sind selbst bei Biennalen und Museumsausstellungen Honorare nicht per se verbindlich, werden individuell ausgehandelt und sind in den meisten Fällen gar nicht vorgesehen. Belegt das ein breitverstandenes an Objekten orientiertes Kunstverständnis, das allein an das (uneingelöste) Versprechen eines Kunstmarkt gebunden ist? Ist bildende Kunst immer noch vor allem ein Metier von und für finanzstarke Schichten? Welche Um_Wertungen, neuen Allianzen, Tauschverhältnisse und feministische Formen einer Institutionskritik braucht es und warum?
Romy Rüegger * 1983, ist Künstlerin und lebt in Zürich. https://www.farfar.ch/
Miriam Walther Kohn * 1987(BR/CH), ist als Regisseurin, Performerin, Kuratorin, Produktionsleiterin, Aktivistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig und lebt in Zürich. Sie studierte zeitgenössischen Tanz an der Alvin Ailey School in NYC, Theaterregie an der Zürcher Hochschule der Künste und ein Semester Wirtschaft und Recht an der Universität St Gallen. Sie ist Gründungsmitglied des transdisziplinären Kollektivs Neue Dringlichkeit (www.nd-blog.org), arbeitet u.a. mit Markus&Markus und Destiny’s Children zusammen und co-leitet die Zentral-Bühne des Zürcher Theater Spektakels. Zudem ist sie Co-Initiatorin der Initiative Neue Welt (https://neuewelt.space). Seit 2009 realisiert sie Arbeiten in der Schweiz, Russland, Deutschland und Israel. Hinzu kommt ihr kulturpolitisches Engagement als Präsidentin von ACT Zürich und als Organisationsmitglied der Kulturlobby Zürich. 2015 erhielt sie die kulturelle Auszeichnung im Bereich Theater der Stadt Zürich.
Auswahl ihrer aktuellsten künstlerischen Arbeiten: “Glückslose für Rechtlose”, eine künstlerische Aktion gegen den herrschenden Umgang mit Asylsuchenden; “Said to Contain:”, ein Performanceprojekt, das die Phänomene der Weltwirtschaft anhand des globalen Handels untersucht; “How dare you? – Unmasking entrepreneurial futurism”, ein Filmprojekt, das die Tabus der aufstrebenden Start-Up Szene aufdeckt und diskutiert; “Down by Law” von Jim Jarmusch, Inszenierung am Kamal-Theater in Kazan, Russland; “IBSEN: GESPENSTER”, eine Perfomance über den Willen zu sterben (Zusammenarbeit mit dem Hildesheimer Kollektiv Markus&Markus); “Der Bus” von Lukas Bärfuss, Inszenierung am Theater Teatr-Teatr in Perm, Russland.