
Ausbrennen
/ Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend
Luise Voigt
JÄHRLICH STEIGT DIE ZAHL der von der Mode- oder Volkskrankheit ‚Burnout’ Betroffenen, die meisten von ihnen sind im eigentlich leistungsfähigsten Alter. Die wirtschaftlichen Einbussen durch ‚Burnout’ sind enorm, die ExpertInnen streiten über Definitionen, Ursachen, Massnahmen, Therapien. Ist ‚Burnout’ aus sich wandelnden Arbeitsbedingungen und komplexer werdenden Anforderungen herzuleiten? Ist die Thai-Chi-Therapie auf dem Land oder der Ruheraum in der Firma die Lösung des Problems? Ist dem Phänomen ‚Burnout’ überhaupt mit der umstrittenen Klassifikation als psychische Erkrankung beizukommen? Oder verbirgt sich dahinter nicht vielmehr ein gesellschaftsübergreifendes vollkommen verschobenes Selbstbild? Denn warum hat Arbeit überhaupt einen so grossen Stellenwert in meinem Leben, dass sie derart tief in mein Selbstverständnis eingreifen kann? Das gesamte gesellschaftliche Leben ist von Unternehmergeist durchdrungen. Jeder Tag ist die Arbeit an der Selbstverwirklichung, der andere wird darin zur Konkurrenz, der Freundeskreis zum Netzwerk. Die brennenden
ArbeiterInnen sind die ArbeiterInnen von heute. Und brennen sie noch nicht, müssen sie sich entflammen. Ausbrennen - Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend ist Konzert, Live-Hörspiel und Performance, ist ein Ringen um den Feierabend für brennende und ausgebrannte EinzelkämpferInnen, ist der Versuch eines neuen Arbeiterlieds. Musik! Musik!
Credits
LUISE VOIGT wurde 1985 in Nordhausen/Thüringen geboren. 1998 bringen sie erste Kinderrollen bei Armin Petras in Berührung mit dem Theater. Es folgen zahlreiche Projekte am Theater Nordhausen und am Staatstheater Kassel. 2001, im Alter von fünfzehn Jahren, inszeniert sie ihr erstes Theaterstück Die Legende von Paul und Paula am Theater Nordhausen, eine weitere Inszenierung, Gretchenfabrik, folgt im Jahre 2003. Sie studierte am Institut für Angewandte Theaterwissenschaften in Giessen, unter anderem bei Heiner Goebbels und Laurent Chétouane. 2005 erhält sie den Weimarer Hörspielpreis für ihr Erstlingswerk Weltall-Erde-Mensch. 2009 wird sie Stipendiatin an der Akademie der Künste Berlin in der Sektion Film- und Medienkunst. Ebenfalls im Jahre 2009 entsteht in Zusammenarbeit mit dem ZKM Karlsruhe, sowie der Jungen Ensemble Modern Akademie in eigener Regie ihr Librettoerstlingswerk an meiner statt, eine Musiktheaterperformance. Im selben Jahr wird sie Regieassistentin und Videokünstlerin bei Heiner Goebbels für das szenische Konzert Industry & Idleness mit dem Collegium Novum am Schauspielhaus Zürich. 2011 wird sie mit ihrer Diplom-inszenierung und jüngsten Regiearbeit «Exit Lear» für das Nachwuchsfestival Treibstoff in Basel ausgewählt und von der Presse vielseitig beachtet.
Regie, Video Luise Voigt Musikalische Leitung, Performance Björn SC Deigner Dramaturgie Daniel Franz Performance Wolfram Sander, Sebastian Schimmel, Katharina Stephan Sound, Video, Support Matthias Meppelink
Freischwimmer 2012/13 - Verwerte dich!